Die Atmung rückt seit ein paar Jahren, vor allem im Zuge der Veröffentlichung von dem Buch „Breath“ von James Nestor und durch Wim Hof sehr stark in den Fokus.
Kann ich mit der Atmung wirklich diverse Krankheiten wie Asthma oder Bluthochdruck heilen? Kann ich mein Wohlbefinden damit steigern?
Ich sage ganz klar „Ja“ zu einer Betrachtung der Atmung in Bezug auf unsere Gesundheit.
Allen Atemformen von Yoga über Tummo und Buteyko zu Wim Hof liegt die Reduzierung des Atems (auch bei Wim Hof, wo nach der Hyperventilation ein minutenlanges Luftanhalten folgt) zugrunde und damit einer Steigerung des Kohlendioxidgehaltes im Blut.
Und warum soll ich Kohlendioxid in meinem Blut anreichern?? Ist nicht der Sauerstoff das essentielle für uns?
Ja und Nein.
Sauerstoff ist lebensnotwendig für uns, jedoch ist es so, dass der Sauerstoffgehalt in unserem Blut bereits weitgehend gesättigt ist (ganz simpel nachweisbar mit einem Pulsoximeter; Konzentration liegt um die 97-98%). Somit können wir durch ein übersteigertes Atmen nicht mehr Sauerstoff zuführen. Im Gegenteil: wir verdrängen CO2 aus dem Blut. Dieser Austausch findet in den sogenannten Alveolen in den Bronchien. Und die Konzentration an Kohlendioxid im Blut ist, wie man herausgefunden hat, recht wichtig für uns. Auch unser Atemzentrum im Gehirn richtet sich nach dem CO2 Gehalt und nicht dem O2 Gehalt im Blut. Also wird die Atmung nach dem CO2 Gehalt gesteuert.
Zum einen wirkt Kohlendioxid entspannend auf unsere Blutgefäße und die glatte Muskulatur der Atemwege (folglich auch zur Entkrampfung bei Asthma). Des Weiteren ist CO2 die wichtigste Komponente in unserem Puffersystem des Säure-Basenhaushaltes. Und zu guter Letzt ganz erstaunlich aber wahr, ein Mangel an CO2 führt zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung in unseren Geweben da unter solchen Bedingungen der Sauerstoff fester ans Hämoglobin gebunden wird.
Und warum sollte ich einen CO2-Mangel haben?
Da im Grunde alle, die einen Job >40 Stunden, evtl. noch Kinder haben und in München wohnen einen zumeist hektischen und stressigen Alltag haben. Der Stress führt dazu, dass wir unbewusst in eine Überatmung, also eine Hyperventilation fallen. Diese Überatmung hat zur Folge, dass wir zuviel Sauerstoff einatmen und zu viel Kohlendioxid abatmen.
Und da unser Atemzentrum sich leider langsam aber schleichend an den CO2-Mangel adaptiert und neu einstellt wird der Luftwunsch schon bei einer niedrigeren Kohlendioxidschwelle ausgelöst. Dies wiederum hat zur Folge, dass wir öfter atmen, also in eine Überatmung kommen.
Und eine weitere wichtige Komponente, die vor allem im Buch „Breath“ und bei Buteyko thematisiert wird ist, dass unsere Atmung über die Nase zu erfolgen hat. Reine Mundatmung hat äußerst negative Folgen auf unseren Gesamtorganismus. Von Bluthochdruck über chronische Sinusitis bis hin zu Schlafapnoe und vielen weiteren Auswirkungen. Biochemisch und anatomisch auch gut zu erklären, da wir neben der Befeuchtung und Reinigung der Luft, eine Erhöhung von NO (Stickstoffmonoxid) durch die Nasenatmung erreichen. NO hemmt Bakterien, Pilze und Viren, erweitert die Bronchien und sorgt damit für eine bessere Sauerstoffaufnahme und eine bessere Durchblutung.
Somit für euch die wichtigsten Dinge, die leicht umsetzbar sind und euch wieder in eine höhere Kohlendioxid-Schwelle bringen können:
..und wenn ihr nun Lust bekommen habt eure Atmung zu erforschen, dann am besten über die Buteyko-Methode oder über das Höhentraining, das übrigens auch eure Kohlendioxidschwelle schrittweise wieder nach oben trainiert.
..und noch zu Wim Hof: das Training ist eine sehr sympathikotone Methode, die für Menschen, die eh schon recht gestresst sind nicht unbedingt empfehlenswert ist. Somit vorher noch euren Stresslevel testen, um auf der sicheren Seite zu sein!
..und tief einatmen könnt ihr dennoch immer mal wieder (und zwar in den Bauch und nicht in den Brustkorb), da es eure Rückenmuskulatur massiert.
Heilpraxis Toelstede
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